Julien Chauvin, Leintung und Geige
Julien Chauvin fühlte sich schon früh von der barocken Revolution und der Wiederbelebung der Interpretation auf alten Instrumenten angezogen und ging in die Niederlande, um sich am Königlichen Konservatorium in Den Haag bei Vera Beths, der Gründerin der Archibudelli an der Seite von Anner Bylsma, ausbilden zu lassen.
Im Jahr 2003 war er Preisträger des Internationalen Wettbewerbs für Alte Musik in Brügge und trat und tritt danach als Solist auf, bevor er 2005 Le Cercle de l'Harmonie gründete, das er zehn Jahre lang mit Jérémie Rhorer leitete.
Seinen Wunsch, eine berühmte Formation aus dem 18. Jahrhundert wiederzubeleben, verwirklichend, gründete Julien Chauvin 2015 ein neues Orchester: Le Concert de la Loge. Die Ambitionen dieser Neugründung zeigen sich insbesondere in der Erforschung vergessener Seiten des französischen Opern- und Instrumentalrepertoires sowie von Konzertformaten, die die Spontaneität und Vorstellungskraft des Publikums fördern.
Parallel dazu setzt er seine Zusammenarbeit mit dem 2007 gegründeten Quatuor Cambini-Paris fort, mit dem er Quartette von Jadin, David, Gouvy, Mozart, Gounod oder Haydn spielt und aufnimmt.
Julien Chauvin erforscht die musikalische Leitung im Geist des späten 18. Jahrhunderts, als es eine große Vielfalt an Praktiken gab, wie Musik „dirigiert“ wurde. So passt er sein Dirigat je nach Repertoire, Besetzung oder Vorgaben der Partitur an, indem er mit der Geige, dem Bogen oder dem Taktstock dirigiert.
Julien Chauvin ist musikalischer Leiter von Opernproduktionen wie Era la notte unter der Regie von Juliette Deschamps mit Anna Caterina Antonacci, Phèdre von Lemoyne und Cendrillon von Isouard in Produktionen des Palazzetto Bru Zane unter der Regie von Marc Paquien, Haydns Armida in der Regie von Mariame Clément und Sacchinis Chimène ou le Cid in der Regie von Sandrine Anglade und Mozarts Entführung aus dem Serail in der Regie von Christophe Rulhes.
Er ist außerdem Gastdirigent zahlreicher Ensembles: Kammerorchester Basel, Gürzenich-Orchester Köln, Orchestre de Chambre de Paris, Orchestre national d'Avignon-Provence, Orchestre national de Metz, Orchestre national de Cannes, Orchestre de l'opéra de Limoges, Esterházy Hofkapelle, Orkiestra Historyczna Katowice, Folger Consort in Washington, Les Violons du Roy de Montréal und das Arion Orchestre Baroque de Montréal.
Julien Chauvins Diskographie umfasst konzertante Werke von Haydn, Beethoven und Berlioz für die Labels Eloquentia und Ambroisie-Naïve. Mit seinem Ensemble Le Concert de la Loge nahm er die Gesamtaufnahme von Haydns Pariser Symphonien auf, die er anderen Stücken gegenüberstellt, die in den 1780er Jahren in Paris entstanden sind. Mit Leidenschaft für die Wiederentdeckung des vergessenen französischen Repertoires nahm er mit Sandrine Piau die CD „Si j'ai aimé“ für das Label Alpha auf. Als Solist nahm er zwei Alben mit Violinkonzerten für die Vivaldi-Edition des Labels Naïve auf.
Er tritt regelmäßig mit Alain Planès, Christophe Coin, Andreas Staier, Jean-François Heisser, Justin Taylor und Olivier Baumont auf, mit dem er im Schloss von Versailles die CD „À Madame“ aufnahm.
Neben seiner Konzerttätigkeit widmet sich Julien Chauvin auch der Pädagogik, indem er Orchestersitzungen und Meisterkurse am Conservatoire national supérieur de musique et de danse de Paris und Lyon, an der École normale de musique de Pari, an der Académie de l'Opéra de Paris oder mit dem Orchestre Français des Jeunes veranstaltet.
Julien Chauvin ist Chevalier dans l'ordre des Arts et des Lettres.
Chauvin spielt auf einer Geige von Giuseppe Guadagnini aus dem Jahr 1780, die ihm im Rahmen des Projekts „Adopt a Musician“ geliehen wurde.